Dramatische Finanzlage der Pflegeversicherung

Noch im letzten Jahr konnte die Pflegeversicherung einen Überschuss von 1,79 Milliarden Euro verzeichnen. Doch der jüngste Bericht von Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandschef des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen, zeichnet ein düsteres Bild: Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnete die Pflegeversicherung ein Defizit von 650 Millionen Euro. Für das gesamte Jahr 2024 wird ein Minus von 1,5 Milliarden Euro erwartet, und bis 2025 könnte sich dieses Defizit auf alarmierende 3,4 Milliarden Euro erhöhen. Diese Zahlen machen deutlich: Die Situation ist ernst.

Reform ohne Wirkung

Eine Reform der Ampel-Koalition, die am 1. Juli 2023 eine Beitragserhöhung einführte, sollte die Einnahmen um 6,6 Milliarden Euro pro Jahr steigern und den Finanzbedarf bis 2025 decken. Doch dieser Hoffnungsschimmer erwies sich als trügerisch. Die Maßnahme verpuffte schneller als erwartet, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen. Die finanzielle Stabilisierung, die erwartet wurde, blieb aus – die Beiträge reichten nicht aus, um die rapide wachsenden Ausgaben zu decken.

Steigende Pflegefälle

Einer der Hauptgründe für die negativen Zahlen ist der sprunghafte Anstieg der Pflegefälle. Wo in früheren Jahren die Zahl der Pflegebedürftigen um etwa 326.000 Fälle pro Jahr stieg, erhöhte sich diese Zahl 2023 plötzlich auf 361.000 Fälle. „Das System wackelt,“ sagte Kiefer und unterstrich damit die Dramatik der Lage. Die Pflegeversicherung, die seit dem 1. Januar 1995 als eigenständiger Zweig der Sozialversicherung besteht, steht vor enormen Herausforderungen. Für alle gesetzlich und privat Versicherten besteht eine Versicherungspflicht – gesetzlich Krankenversicherte sind automatisch in der sozialen Pflegeversicherung, während privat Krankenversicherte eine private Pflegeversicherung abschließen müssen.

Diese Entwicklung stellt nicht nur die Finanzierbarkeit des Systems in Frage, sondern auch die Nachhaltigkeit der bisherigen Maßnahmen. Es bleibt abzuwarten, welche Schritte notwendig sind, um die Pflegeversicherung wieder auf einen stabilen Kurs zu bringen.

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe