Versicherer fordern weniger Bürokratie in Europa

Die deutschen Versicherer haben am Dienstag konkrete Vorschläge zur Reduzierung der Regulierung auf europäischer Ebene vorgestellt. Ziel ist es, den bürokratischen Aufwand zu minimieren und dadurch sowohl die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken als auch den Kunden Vorteile zu bieten.

Europäische Regelwut im Überblick

Auf einem Pressegespräch zog GDV-Hauptgeschäftsführer ein positives Fazit zur Europawahl: Trotz Zugewinnen europaskeptischer Parteien bleibt die Mehrheit proeuropäischer Kräfte im Parlament erhalten. Dies ermöglicht, drängende Themen wie die Sicherheit und die Verteidigung der Ukraine anzugehen. Besonders wichtig ist für die deutsche Versicherungswirtschaft die Stärkung der Kapitalmarktunion. Christoph Jurecka, Vorsitzender des GDV-Präsididalausschusses, kritisierte die zunehmende Regulierung der letzten fünf Jahre: „Zwischen 2019 und 2024 gab es 77 Rechtsakte, die unsere Branche betreffen, zusätzlich zu 55 untergesetzlichen Regelungen und rund 2.000 Hilfestellungen der EIOPA.“

Bürokratieaufwand und Kosten

Die Vielzahl an Regeln verursacht erhebliche Kosten und Aufwand, die letztlich auf die Kunden umgelegt werden. Statt ihre Ressourcen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit zu nutzen, müssen Unternehmen diese für die Erfüllung neuer Vorschriften aufwenden. Jurecka sieht jedoch auch positive Signale: Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen plant, die Berichtspflichten der Unternehmen um 25 Prozent zu reduzieren. Der GDV hat hierzu ein Programm mit 18 Maßnahmen veröffentlicht, das unter anderem die Nachhaltigkeitsberichterstattung adressiert.

Nachhaltigkeitsberichterstattung und Solvenzberichte

Ein Beispiel für überbordende Bürokratie ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Jurecka kritisierte, dass die ersten CSRD-Berichte für 2024 sehr umfangreich sein werden und den Verbraucher durch „information overload“ überfordern könnten. Der GDV schlägt daher vor, sektorspezifische Berichtsstandards zu prüfen und unnötige Überschneidungen zu vermeiden.

Auch bei den Solvenzberichten sieht der GDV Handlungsbedarf: Diese Berichte werden laut einer Umfrage im Schnitt nur neun Mal pro Monat heruntergeladen. „Der Bericht ist für Verbraucher ungeeignet“, so Jurecka, der stattdessen die Veröffentlichung der Solvenzquote mit wenigen Erläuterungen vorschlägt. Zwar erwarten die deutschen Versicherer nicht, dass alle Vorschläge übernommen werden, doch es sei wichtig, „in die richtige Richtung loszumarschieren.“

Quelle

In Kooperation mit der <br>INTER Versicherungsgruppe